Bis Anfang des 19. Jahrhunderts war Neuhof im Besitz des Zisterzienserklosters. Alles änderte sich am 30. Oktober 1810, als per staatlicher Verfügung alle Klöster in Schlesien aufgehoben wurden – mit Ausnahme jener, die sich der Jugendbildung oder der Krankenpflege widmeten. Damit endete die über 600-jährige Verbindung von Neuhof mit dem berühmten Kloster. Die Klosterbesitzungen kamen zum Verkauf, und bereits am 24. November 1812 erwarb das Dorf mitsamt den feudalen Rechten an Ober- und Nieder-Mois Joseph Nitsche – einst Forstinspektor des Klosters in Leubus und somit mit dem Orden und seinem Besitz bestens vertraut.

Zu jener Zeit war Schlesien eine tief religiös gespaltene Region, und die Konfession der Grundbesitzer bestimmte oft, wie viele Katholiken oder Evangelische in einem Ort lebten. Es ist nicht schwer zu vermuten, dass ein Dorf, das jahrhundertelang im Besitz der Zisterzienser war, fast vollständig katholisch gewesen ist. Ähnlich verhielt es sich zum Beispiel in Guckelhausen, ebenfalls im Besitz der Zisterzienser, oder in Ossig – Eigentum der Benediktinerinnen von Lubomierz. Im Gegensatz dazu war Metschkau, das evangelischen Eigentümern aus Pielaszkowice gehörte, zum großen Teil protestantisch.

Die Übernahme von Neuhof durch Joseph Nitsche, trotz seines weltlichen Status, veränderte die konfessionelle Struktur des Dorfes kaum. Im Jahr 1828 lebten hier 400 Katholiken und nur 4 Evangelische. 1845 stieg die Zahl der Katholiken auf 445, während es bereits 24 Protestanten gab. Im Jahr 1893 waren es 477 Katholiken und erstaunliche 165 Evangelische. Woher kam dieser plötzliche Zuwachs?

Die Antwort liegt im Jahr 1862, als der Besitz von Neuhof von einem neuen Eigentümer – dem 32‑jährigen Leutnant Alfred von Wietersheim, einem Evangelischen – übernommen wurde. Jung und ehrgeizig, machte er sich rasch an die Arbeit. Bereits 1864 errichtete er ein imposantes Schloss, das leider nicht bis in unsere Zeit erhalten blieb. Er ließ auch eine Kirche bauen, die als Familiengrabkapelle diente und sowohl Katholiken als auch Evangelische nutzen sollten. Doch Architektur war nicht sein größtes Werk.

In dem bislang fast ausschließlich katholischen Neuhof gab es nur eine katholische Schule. Die nächste evangelische befand sich in Metschkau – einige Kilometer entfernt. Damals mussten Kinder den Weg zu Fuß zurücklegen, was besonders im Winter eine große Herausforderung war. In der Praxis besuchten daher die meisten evangelischen Kinder die örtliche katholische Schule, wo sie nach katholischer Lehre unterrichtet wurden – was Ängste um ihre konfessionelle Identität weckte.

Von Wietersheim erkannte rasch, wie ernst dieses Problem für evangelische Familien war. Im Juli 1883 wandte er sich mit einem konkreten Vorschlag an die kirchlichen Behörden seines Glaubens. Er schrieb:

„Euer Ehrwürden!

Als mich Euer Schreiben vom 5. des vergangenen Monats in Marienbad erreichte, in dem die Einrichtung einer evangelischen Schule in Neuhof angesprochen wurde, lag mir bereits ein genehmigungsreifer Plan für den Bau eines Schulgebäudes vor. Dieser Plan entsprach voll meinen Anforderungen, und mit dem Bau wäre bereits begonnen worden, hätte nicht der Umstand einer Berücksichtigung des möglichen verheirateten Lehrers eine entsprechende Anpassung erfordert.
Das Baugrundstück ist bereits von mir ausgewiesen, und die benötigten Baustoffe wurden geliefert.

Hiermit erkläre ich gegenüber dem Gustav-Adolf-Werk, dass ich mich verpflichte, auf eigene Kosten ein Schulgebäude zu errichten, in dem die Wohnung des Lehrers den Vorschriften für einen verheirateten Lehrer entspricht, und der Klassenraum ausreichend Platz für 60 Kinder bietet. Damit wird eine Gesamtschülerzahl von 60 zugrunde gelegt, unter der Annahme, dass der Lehrer sowohl vormittags als auch nachmittags unterrichtet.

Aus den durchgeführten Erhebungen ergibt sich, dass derzeit in Neuhof 21 protestantische Kinder schulpflichtig sind, davon 12 aus Mischehen, in denen der Ehemann Protestant ist, und in Ujów 36 Kinder, davon 16 aus Mischehen, in denen der Vater Protestant ist. Insgesamt also 57 schulpflichtige Kinder in beiden Orten, davon 29 aus rein evangelischen Familien.

Hinzu kämen die protestantischen schulpflichtigen Kinder aus nahegelegenen Orten wie Ossig, Guckelhausen, Buków, Paździorno und Pyszczyn, für die Neuhof näher liegt als andere Orte mit einer evangelischen Schule – und näher als etwa die Kinder aus Ujów, die derzeit die Schule in Piotrowice besuchen müssen.

Dies macht Neuhof zum naheliegendsten Standort für die Gründung einer protestantischen Schule. Damit könnte man auf den lange bestehenden Bedarf antworten und das bereits teilweise geschwächte evangelische Bewusstsein neu beleben und stärken – zum Wohle der evangelischen Kirche in dieser Gegend. Das ist der Hauptgrund für meine Initiative.

Wenn wir jedoch dauerhaft Wirkung erzielen wollen, wenn die Kirche verloren gegangene Seelen zurückgewinnen und insbesondere in Mischehen Einfluss gewinnen soll, dann ist die Aufgabe des Gustav-Adolf-Werks hier nicht endet.

Allein unter den schulpflichtigen Kindern aus Neuhof und Ujów liegt der Schwerpunkt in Ujów – dort sind es 36 Kinder, in Neuhof nur 21. Zudem liegen Orte wie Paździorno, Wawrzeńczyce oder Kostomłoty näher bei Ujów als bei Neuhof – so nah, dass die Entfernung keinen Hindernisgrund für den Schulbesuch darstellen sollte. Somit würde die Schülerzahl in Ujów sogar noch größer ausfallen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass auf den Schulbau in Neuhof zugunsten von Ujów verzichtet werden sollte, sondern nur, dass es sehr wünschenswert wäre, den Kindern aus Ujów die Möglichkeit zu geben, vor Ort eine protestantische Schule zu besuchen.
Wenn jemand argumentieren könnte, die Kinder aus Ujów und den genannten Orten könnten doch nach Neuhof zur Schule gehen, so ist zu beachten, dass die Entfernung – besonders im Winter – ein entscheidender Faktor für den regelmäßigen Schulbesuch ist und es nicht einfach ist, Eltern zu verurteilen, wenn sie ihre Kinder bei drei Viertelstunden Weg nicht schicken.

In Kenntnis dieser Schwierigkeiten und dem Wunsch, zu deren Lösung beizutragen, verpflichte ich mich zudem, in Ujów geeignete Räume für den Unterricht zur Verfügung zu stellen und deren Ausstattung – Tische, Bänke etc. – sicherzustellen. Der Neubau der Schule in Neuhof soll auch die Einrichtung einer Wohnung für einen zweiten, unverheirateten Lehrer berücksichtigen.

Ich bitte Euer Ehrwürden ehrerbietig, das Gustav-Adolf-Werk möge wohlwollend auf dieses Schreiben antworten, indem es dem geplanten Bau und der Ausstattung der Schule in Neuhof sowie der Bereitstellung von Schulräumen und Ausstattung in Ujów zustimmt und verbindlich erklärt, einen oder zwei Lehrer anzuwerben nach Abschluss der Bauarbeiten.
Erst dann kann ich mit dem Bau beginnen. Ich wäre sehr dankbar, wenn diese erwartete Antwort so bald wie möglich bei mir eintreffen könnte, damit das Schulgebäude noch in diesem Jahr fertiggestellt und – so Gott will – spätestens zu Ostern nächsten Jahres seiner Bestimmung übergeben werden kann.

Sollte ich zukünftig verpflichtet sein, über die genannten Verpflichtungen – betreffend den Bau der Schule in Neuhof mit entsprechender Wohnung für einen verheirateten und einen unverheirateten Lehrer, sowie die Vorbereitung eines Unterrichtsraums in Ujów – hinaus weitere Leistungen zu erbringen, so könnte ich dies nur persönlich, zu Lebzeiten, nicht jedoch als Eigentümer des gleichnamigen Guts. Ich möchte nicht, dass meine freiwillige Tat den Liegenschaftsbesitz dauerhaft belastet.
Außerdem bitte ich, mich von allen unweigerlich mit der Gründung eines Schulsystems verbundenen Streitigkeiten und Verhandlungen – sowohl mit den Behörden als auch mit Privatpersonen – zu entbinden. Ich habe dafür Gründe, deren Anerkennung ich von Euer Ehrwürden überzeugt bin und die ich gerne zu gegebener Zeit mündlich darlegen werde.
Es sei des göttlichen Willens, dass unser Vorhaben gelinge und spätestens zu Ostern 1884 zum ersten Mal die Schulglocke ertönt und protestantische Kinder aus Neuhof zum Glaubensunterricht ruft. Doch uns liegt noch ein langer Winter bevor, in dem es den armen Kindern oft sehr schwer fällt, den beschwerlichen Weg nach Metschkau zur Schule zu bewältigen.

Wenn das Gustav-Adolf-Werk sich verpflichtet, ab 1. Oktober dieses Jahres einen unverheirateten Lehrer nach Neuhof zu entsenden, werde ich für seine Unterbringung, Verpflegung und für bis zum Bauabschluss angemessene Unterrichts- räume sorgen.“

Der Vorschlag des Gutsherrn von Neuhof fand offenbar großen Anklang bei den evangelischen Behörden – denn bereits 1884 nahm die neue Schule ihren Betrieb auf – als private Bekenntnisschule. Es war die erste evangelische Schule im Dorf und ihr Entstehen beeinflusste das Leben der Gemeinschaft erheblich.

Karte des Schulgeländes in Bogdanów
Karte der Schulregion in Neuhof

Der erste Lehrer war Otto Lorenz. Obwohl die Schule noch in den Kinderschuhen steckte, gewann sie schnell an Bedeutung. Bereits nach vier Jahren besuchten 51 Kinder den Unterricht – und nicht nur aus Neuhof. Auch Kinder aus Ujów, Ossig und anderen umliegenden Ortschaften kamen.

Die Anfangsjahre der Schule waren nicht ohne Schwierigkeiten. 1888 wurde Otto Lorenz an eine andere Einrichtung versetzt, und seine Nachfolger – trotz anfänglichen Interesses – traten zurück, sobald sie erfuhren, dass die Arbeit an einer Privatschule nicht in die Lehrer­dienstzeit eingerechnet wurde. Das war ein ernstes Problem, das die Position der Schule schwächte und ihre weitere Existenz gefährdete.

Sowohl die Schulverwaltung als auch der Gutsherr von Neuhof waren sich dieser Lage bewusst. Von Beginn an bemühten sie sich um die Anerkennung als öffentliche Schule. Ein solcher Status hätte nicht nur Stabilität gebracht, sondern auch den Zugang zu staatlicher Förderung eröffnet. Bedingung dafür war aber, dass die Schule mindestens 60 Schüler zählte. Daher die intensiven Bemühungen, evangelische Kinder aus dem benachbarten Ujów anzuwerben.

Die Situation spitzte sich zu. Die Schülerzahl war zu gering, und der Personalmangel drohte die Schule zu schließen. Erst das Eingreifen eines Regierungsrats ermöglichte es, den Lehrer vor Ort zu halten. Auch erhielt man Unterstützung vom Gustav-Adolf-Werk – einer evangelischen Wohltätigkeitsorganisation –, die einen Teil der Finanzierung übernahm.

Evangelische Schule Bogdanów vor dem Zweiten Weltkrieg
Gebäude der ehemaligen evangelischen Schule in Neuhof in der Zwischenkriegszeit, bereits ohne Türmchen. Im Hintergrund ist die Kirche zu sehen.

Der Wendepunkt kam im September 1889, als die königliche Regierung die Umwandlung der Schule in eine öffentliche Einrichtung bekannt gab. Von da an war ihre Zukunft gesichert, und die private Initiative von Leutnant Alfred von Wietersheim wurde zu einem dauerhaften Bestandteil des Bildungssystems der Region.

Dank dieser Schule konnten Kinder aus Neuhof, Ujów, Ossig, Buków und anderen nahegelegenen Dörfern in ihrem Glauben unterrichtet werden – was in der religiös vielfältigen Landschaft des schlesischen 19. Jahrhunderts von großer Bedeutung war.

Grabmal von Alfred von Wietersheim
Grab von Alfred von Wietersheim an der Kirche in Neuhof

Quellen:

  1. Staatsarchiv Breslau, Die Angelegenheiten der evang. Privatsschule in Neuhof Parochie Metschkau, Sign. 82/118/0/2.18/5994
  2. J. Jungnitz, Geschichte der Dörfer Ober- und Nieder-Mois im Neumarkter Kreise: nach archivalischen Quellen dargestellt, Breslau 1885
  3. https://www.palaceslaska.pl/index.php/indeks-alfabetyczny/m/2703-mieczkow
  4. Fotos: polska-org.pl und eigene Aufnahmen des Autors