Die Kirche in Gościsław wurde in den Jahren 1756–1759 als barocke Kirche errichtet, teils unter Einbeziehung erhaltener mittelalterlicher Fragmente. Sie zeichnete sich durch eine schöne Kuppel über der Kreuzung der Schiffe, eine schlanke Silhouette mit Querhaus und ein reich verziertes Inneres aus – mit eleganten Emporen (Chorbalkonen) und eindrucksvollen Stuckarbeiten im Chorraum (das heißt Verzierungen aus Gips-Kalk-Masse, die zu dekorativen Motiven wie Blumen, Engeln oder Pflanzen geformt wurden).

Leider erfuhr die Kirche im 19. Jahrhundert schwerwiegende Veränderungen, die Denkmalpfleger der 1930er-Jahre übereinstimmend als „schreckliche Verunstaltung“ bezeichneten. Übermalungen des Innenraums und der Einbau neugotischer Altäre von Carl Buhl in den 1880er-Jahren verwischten völlig den ursprünglichen barocken Charakter der Kirche. Es sei hier angemerkt, dass Buhls Altäre bis heute in der Kirche in Osiek zu bewundern sind.

Altar in Gościsław 1937

Altar in Gościsław 1937

Altar in Gościsław 1937

Im März 1934 fand eine Inspektion der Kirche unter Beteiligung des Baurats Fernholz aus Breslau statt. Die Experten waren sich einig, dass die Priorität auf der Wiederherstellung des barocken Erscheinungsbildes liegen sollte, indem der Innenraum neu gestrichen, die neugotischen Altäre entfernt und durch schlichte, liturgische Konstruktionen ersetzt würden.

Besondere Aufmerksamkeit galt der schönen Madonna-mit-Kind-Figur (Segensmadonna), die – obwohl teilweise übermalt – im Gesicht noch ihre originale Farbschicht bewahrte. Geplant war, sie ins Zentrum eines neuen, schlichten Hochaltars zu stellen, und ihre Restaurierung wurde als dringend notwendig angesehen.

Ebenso wichtig war das historische Taufbecken, das noch aus dem Mittelalter stammte und sich in der Kirche befand. Die Denkmalpfleger betrachteten es als wertvolles Ausstattungselement, das dringend konserviert werden musste – es hatte nicht nur großen historischen, sondern auch künstlerischen Wert. Geplant war, es speziellen Restaurierungsarbeiten in der Provinzialen Denkmalwerkstatt zu unterziehen, um seinen originalen Charakter und die Details zu bewahren.

Eines der Hauptdiskussionsthemen war die Frage der Emporen – der seitlichen Chorbalkone, die in den Raum unter der Kuppel hineinragten. Der Pfarrer schlug vor, sie zu verkürzen oder teilweise zu entfernen, um den Raum zu „öffnen“, doch die Denkmalpfleger aus Breslau widersprachen diesem Vorschlag entschieden. Ihrer Meinung nach stellten die Emporen mit ihren fein gearbeiteten Brüstungen und ihrer eleganten Einbindung um die Säulen ein Beispiel hervorragender barocker Handwerkskunst dar. Ihre Entfernung hätte eine „Leere im Raum“ geschaffen und wäre als schwerer Verlust für den historischen Charakter des Innenraums zu werten gewesen.

In den Restaurierungsplänen tauchten auch Vorschläge auf, unästhetische Außenelemente zu entfernen, insbesondere gemauerte Anbauten wie das unschöne Südportal, das auf den erhaltenen Kirchenplänen zu sehen ist.

Ab 1935 begannen die formalen Vorbereitungen für die Renovierung, die vom Regierungspräsidenten in Breslau sowie vom Reichsministerium für Kirchliche Angelegenheiten in Berlin genehmigt wurden. Es wurden staatliche Zuschüsse gewährt, darunter 2.000 Reichsmark, unter der Bedingung, dass die Pfarrei die übrigen Mittel aufbrachte. Jeder Schritt erforderte eine separate Genehmigung, Kostenvoranschläge, Abnahmen und die Einreichung entsprechender Unterlagen.

In der Korrespondenz tauchten auch praktische Fragen auf, etwa der Kauf eines elektrischen Gebläses für die Orgel, das das manuelle Pumpen ersetzen sollte – was zeigt, wie breit angelegt das Modernisierungsprojekt der Kirche war.

Nach dem Entfernen der neugotischen Altäre und der Neugestaltung des Innenraums überlegte man, welchen neuen Altarentwurf man wählen sollte. Wir wissen, dass mindestens zwei Varianten in Betracht gezogen wurden – leider haben sich die Entwürfe selbst nicht erhalten. Die nach Abschluss der Renovierung entstandenen Fotos zeigen jedoch, dass eine sehr minimalistische Konzeption gewählt wurde, die mit dem barocken Charakter der Kirche harmonieren und nicht mit übermäßigem Prunk konkurrieren sollte; die Aufmerksamkeit der Gläubigen sollte sich auf die Figur der Muttergottes konzentrieren.

Die Korrespondenz aus den Jahren 1934–1939 zeigt nicht nur technische und administrative Details im Zusammenhang mit der Renovierung der Kirche in Gościsław, sondern auch ein faszinierendes Bild des Denkmalschutzverständnisses in der Zwischenkriegszeit. Einerseits sehen wir eine große Entschlossenheit, den originalen barocken Charakter des Innenraums wiederherzustellen, andererseits zahlreiche finanzielle, formale und technische Einschränkungen.

Dank der Arbeit der Denkmalpfleger, Architekten und Behörden konnten einige kontroverse Pläne (wie der Abbau der Emporen) gestoppt und gleichzeitig Maßnahmen eingeleitet werden, die die „Verschönerungen“ des 19. Jahrhunderts beseitigten und es der Kirche ermöglichten, ihren ursprünglichen Glanz zurückzugewinnen.

Altar in Gościsław nach der Renovierung

Heute, wenn man die Kirche in Gościsław betrachtet, die nach dem Zweiten Weltkrieg weitere Renovierungen erlebte, darunter neue Wandmalereien im Chorraum, hat man den Eindruck, dass alle Bemühungen, ihren ursprünglichen barocken Charakter wiederherzustellen, vergeblich waren. Zwar ist die historische Ausstattung erhalten geblieben, doch durch die hinzugefügten modernen Malereien ist die Figur der Muttergottes, die während der Vorkriegsrenovierung ins Zentrum gestellt wurde, kaum noch sichtbar. Heute geht sie in der bunten Polychromie unter.

Und dennoch erinnert uns die Geschichte dieses Ortes, auch wenn das Ergebnis der Vorkriegsbemühungen nicht vollständig überdauert hat, daran, wie wichtig es ist, das Erbe zu pflegen. Jede Epoche hinterlässt ihre Spuren – manchmal im Einklang mit der Vergangenheit, manchmal im Widerspruch dazu – aber gerade dadurch bleibt die Kirche in Gościsław ein lebendiges Zeugnis der Geschichte und nicht nur ein museales Ausstellungsstück.

Pläne der Kirche in Gościsław

Pläne der Kirche in Gościsław

Quellen:

  1. Staatsarchiv Breslau