Die Gegend des heutigen Osiek war bereits von Menschen der Lausitzer Kultur besiedelt. Während der Kolonisation nach deutschem Recht zwischen 1198 und 1201 begann sich die kleine Siedlung zu vergrößern und entwickelte sich allmählich zu einem Dorf. Auf den Ursprung weist auch der Name – Osiek – hin, abgeleitet vom Tschechischen und bedeutend etwa "Rodungsgebiet". Dieser Ortsname ist weit verbreitet: In Polen gibt es rund 50 Orte mit dem Namen Osiek.

Namensentwicklung im Laufe der Jahrhunderte

  • 1200 – Osech

  • 1267 – Osek

  • 1276 – Ossek

  • 1315 – Ossecz

  • 1350 – Ossyk

  • 1385 – Ossik

  • 1785 – Ossig

  • 1945 – Osiek

Erste Erwähnungen und archäologische Funde

Erstmals wurde Osiek im Jahr 1200 als Osech in Dokumenten im Zusammenhang mit der Pfarrei Pozarzysko erwähnt. Damals legte Bischof Jarosław von Breslau die Höhe des Zehnten für die örtliche Kirche neu fest. Aus dieser Zeit stammt auch ein Skelettfriedhof im südöstlichen Teil des Dorfes. In den 1970er-Jahren fanden dort archäologische Ausgrabungen statt, bei denen 83 Gräber sowie zahlreiche Gegenstände entdeckt wurden – darunter Schmuck aus Blei, Bronze, Silber, Glas und ein silberner Denar von Bolesław dem Kühnen.

In Dokumenten aus dem Jahr 1310 erhöhte der Bischof den Zehnten auf sechs Mark. Ein Teil davon ging auch an die Kirche in Rusko. Aus dem Jahr 1315 stammt ein deutsches Rechtsdokument, das Osiek erwähnt und den Ortsvogt sowie Schöffen nennt.

Osiek unter deutschem Recht – erste Bewohner

In den historischen Aufzeichnungen sind folgende Namen früher Bewohner von Osiek überliefert:

  • 1276 – Karstannus, herzoglicher Vermessungskommissar, Zeuge in Świędnica

  • 1315 – Siffirid genannt von Baruth, Besitzer von Osiek

  • 1385 – Wernher von Owluk, nachfolgender Besitzer

Im Jahr 1319 erlaubte Herzog Heinrich von Jauer der Familie von Baruth, sämtliche Güter in Osiek zu erwerben. Wenig später ging das Dorf in den Besitz der Familie von Owluk über. Im Jahr 1407 verkaufte Nicola von Owluk einen Teil des Dorfes an die Benediktinerinnen aus Lubomierz. Ein Jahr später erwarben die Schwestern auch den zweiten Teil von Konrad von Owluk.

Für die nächsten 400 Jahre blieb Osiek im Besitz des Klosters, das auch die Gerichtsbarkeit ausübte – sowohl die niedere als auch die höhere. Am sogenannten "Gerichtstag" kam die Äbtissin zusammen mit einer Schwester ins Dorf. Die Verwaltung des Gutes lag in den Händen eines vom Kloster eingesetzten Vogts.

Osiek in der Neuzeit

Im Jahr 1602 wird von religiösen Spannungen und einer Vakanz auf dem Pfarramt berichtet. Im Jahr 1666 wurde der Zehnt bereits von 48 Hufen entrichtet. Damals gehörte Osiek noch zum schlesischen Kreis Świędnica (Svidnicensi). Während in benachbarten Dörfern eigenständige Rittergüter entstanden, blieb Osiek ein typisches Bauerndorf. Der niedere Adel in der Umgebung genoss keinen guten Ruf – einige Grundherren galten als regelrechte Räuber, wie etwa ein Ritter aus dem nahegelegenen Pyszczyn.

Das Ende der Klosterherrschaft

Im Jahr 1810 wurden die Erbuntertänigkeit aufgehoben und die Klöster säkularisiert. Die Klostergüter in Osiek wurden zum Verkauf angeboten. Die Dorfbewohner kauften sie, einschließlich des Jagdrechts, für 39.350 Taler. Das Land wurde unter den Bauern aufgeteilt, das Vorwerk ging in den Besitz des erblichen Dorfschulzen Steiner über.

Die im 19. Jahrhundert entstandenen Höfe waren klein- oder mittelgroß. Die Gehöfte wurden in der sogenannten fränkischen Hofanlage errichtet – ein geschlossener Vierkanthof, umgeben von Wirtschaftsgebäuden und einer Mauer, die Sicherheit für gelagerte Ernten bot.

Dorfleben im 19. und 20. Jahrhundert

Gemeinsam mit dem benachbarten Bogdanów hatte Osiek eine Freiwillige Feuerwehr. Das alte Feuerwehrhaus befand sich neben der Schmiede im unteren Teil des Dorfes. Um 1925 beauftragte die Gemeinde den Bau eines neuen Feuerwehrhauses mit Turm bei der Schule – es diente später als Turnhalle.

Im Zentrum von Osiek befanden sich das Gemeindehaus, eine Gastwirtschaft, ein Laden, eine Schmiede, eine Schlachterei, ein Postamt, eine Arztpraxis, eine Werkstatt für landwirtschaftliche Maschinen und ein Stellmacher. Erwähnungen aus dem Jahr 1828 berichten auch von einem Gebäude an der Straße zur neuen Mühle, das zur Flachsbearbeitung genutzt wurde – einer wichtigen Grundlage für die lokale Leinenproduktion.

Im südöstlichen Teil des Dorfes befand sich zudem ein Schloss aus dem 19. Jahrhundert – eines der Symbole der einstigen Blütezeit von Osiek.