Anfänge der Elisabethschwestern

Die Kongregation der Schwestern der hl. Elisabeth wurde 1842 in Neisse (Nysa) gegründet – als Antwort auf die schwierigen sozialen Verhältnisse in Schlesien. Auf Initiative von Dorothea Clara Wolff sowie Mathilde und Luise Maria Merkert und Franziska Werner entstand eine Vereinigung mit dem Ziel, kranke und arme Menschen uneigennützig in ihren eigenen Wohnungen zu pflegen – unabhängig von Alter, Status oder Konfession.

Trotz zahlreicher Schwierigkeiten, darunter Versuche, die Vereinigung mit den Borromäerinnen zu vereinen, sowie anfänglicher Ablehnung seitens der Kirchenbehörden, setzten Maria Merkert und Franziska Werner ihren Weg unbeirrt fort. Mit der Unterstützung der Bürger und der Stadtverwaltung von Neisse nahmen sie 1850 ihre unabhängige Tätigkeit wieder auf und wählten die hl. Elisabeth von Ungarn zur Patronin. Mit dem Wachstum der Gemeinschaft erweiterte sich auch das Tätigkeitsfeld: Sie betreuten Kinder, führten Kindergärten, Waisenhäuser, sorgten für Erziehung, Bildung und materielle Hilfe. Sie unterrichteten in Schulen, leiteten Altenheime, eigene Krankenhäuser und versorgten verwundete Soldaten.

Der dynamische Aufschwung der Gemeinschaft bewog Maria Merkert dazu, die formale Anerkennung der Kongregation durch kirchliche und staatliche Autoritäten zu erwirken. Eine Schlüsselrolle dabei spielte Pfarrer Robert Urban.

Pfarrer Robert Urban und seine Rolle in der Geschichte der Elisabethschwestern

Er wurde am 6. August 1814 in Kostomłoty geboren, wo sein Vater als Maurer arbeitete. Nach dem frühen Tod seiner Mutter musste er viele Schwierigkeiten alleine meistern. Nach dem Gymnasium in Schweidnitz und Brieg begann er ein Medizinstudium an der Universität Breslau, wechselte aber bald zur Theologie. Am 28. Oktober 1841 empfing er die Priesterweihe im Breslauer Dom. Seine ersten seelsorglichen Stationen waren Niegosławice und Oberleschen bei Sprottau sowie Schützendorf bei Guhrau. 1846 wurde er Pfarrer in Rudna bei Polkwitz, zwei Jahre später in Goldberg (Złotoryja).

In Goldberg wurde Pfarrer Urban der erste Kurator der Elisabethschwestern. Er unterstützte sie aktiv bei der Erlangung der kirchlichen Anerkennung, sammelte Zeugnisse über ihre Arbeit und verfasste neue Statuten. Durch sein Wirken bestätigte Bischof Heinrich Förster am 4. September 1859 offiziell die Gemeinschaft, und Urban wurde ihr Protektor. Am 5. Mai 1860 legten 26 Schwestern in Breslau ihr erstes Ordensgelübde in seine Hände ab. Für seine Verdienste schrieben Historiker, darunter Bischof Vinzenz Urban: „Dieser eifrige Hirte der Diözese Breslau öffnete den Grauen Schwestern der hl. Elisabeth die Türen zur Welt und zur Zukunft. Aus den engen Möglichkeiten von Neisse konnten sie ganz Deutschland und die preußisch besetzten Gebiete betreten.“

Am 30. April 1862 wurde Urban Pfarrer in Schützendorf – einem Ort, wo er zuvor als Vikar tätig war. Die Pfarrgemeinde schätzte ihn so sehr, dass sie beim Bischof um seine Rückkehr als Pfarrer bat. Im August 1873 reiste Urban nach Wien – eine Reise, die seine letzte werden sollte: er erkrankte an Cholera. Er starb am 4. September 1873 in Brieg im Haus seines Neffen. Begraben wurde er auf dem Friedhof in Brieg. In der Lokalzeitung „Schlesisches Kirchenblatt“ wurde er als aufrichtiger, herzlicher und tiefgläubiger Mensch gewürdigt.

Gründung der Niederlassung in Kostomłoty

Nach dem Tod von Pfarrer Urban beschloss der Pfarrer von Kostomłoty, Carl Scholz, im Frühjahr 1885, die Elisabethschwestern in die Heimatstadt des verstorbenen Geistlichen zu holen. Bereits im Frühjahr begann der Bau eines Klosters. Obwohl das Gebäude noch nicht vollständig fertiggestellt war, wurden am 4. Oktober 1895, bei einem feierlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche, die ersten Schwestern in Kostomłoty begrüßt: die Oberin Euprosina Füssel, Edigna Krocker und Alpha Schahn.

Während der Bauarbeiten wohnten die Schwestern vorübergehend bei der Familie Riedel. Am 3. Dezember 1895 konnten sie dann das neue, dem hl. Josef geweihte Kloster beziehen.

In der Anfangszeit wurde die Gemeinschaft von vielen Wohltätern aus der Pfarrei unterstützt – u. a. von Karl Heidler aus Zabłocie und Josef Langer aus Godków. Dennoch waren die ersten Jahre wegen der Ausstattungskosten des Spitals und des Hauses wirtschaftlich schwierig. Die Lage besserte sich, als die ersten Pflegebedürftigen aufgenommen wurden.

Während des Ersten Weltkriegs kümmerten sich die Schwestern sowohl um die Bevölkerung als auch um verwundete Soldaten. Besonders hervorgetan hat sich Schwester Trudberta Wolf, bekannt für ihre Hingabe und Fürsorge.

Mit der Zeit wurde das Kloster modernisiert. 1933 wurde eine Zentralheizung installiert, ein Nebengebäude zur Leichenhalle umgebaut.

Ein Jahresbericht aus dem Jahr 1935 zeigt: 55 Patienten wurden im Spital behandelt, 255 Personen ambulant versorgt. Im Pflegeheim wohnten 20 kranke Menschen. Die Schwestern betrieben auch einen Kindergarten mit 40 bis 48 Kindern – bis zu seiner Schließung im Jahr 1941.

Bis 1935 starben sieben in Kostomłoty tätige Schwestern:

  1. Sr. Alpha Schahn († 1907)
  2. Sr. Euprosina Füssel († 1911)
  3. Sr. Leobina Koschany († 1919)
  4. Sr. Theophista Golombek († 1931)
  5. Sr. Licia Wienek († 1931)
  6. Sr. Fridolina Thauer († 1934)
  7. Sr. Nicola von Glowczewski († 1934, in Neisse)

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten die Elisabethschwestern ihre Arbeit fort – sie betrieben das Krankenhaus und ein Gesundheitszentrum. In Kreisakten aus Środa Śląska von 1949 werden fünf Schwestern genannt, an der Spitze Sr. Sykstyna Iglińska. Ihre Präsenz wurde als „notwendig“ eingeschätzt – vor allem wegen Ärztemangels in der Region.

Am 3. August 1954 änderte sich die Situation dramatisch. Im Rahmen der kommunistischen Aktion „X-2“ wurden die Schwestern aus Kostomłoty ausgewiesen und in ein Lager nach Kobylin gebracht. Unter ihnen waren:

  1. Sr. Polikarpa Hala (geb. 09.12.1909) – 44 Jahre
  2. Sr. Libia Weiss (geb. 24.04.1896) – 58 Jahre
  3. Sr. Kanuta Kruczyńska (geb. 28.03.1896) – 58 Jahre
  4. Sr. Sykstyna Iglińska (geb. 12.12.1895) – 58 Jahre
  5. Sr. Konstancja Witek (geb. 14.01.1923) – 31 Jahre
  6. Sr. Aleksja Pusiak (geb. 09.03.1926) – 28 Jahre
  7. Sr. Amelia Czaja (geb. 29.04.1930) – 24 Jahre

Nach der Freilassung konnten sie nicht mehr nach Kostomłoty zurückkehren – das Kloster wurde enteignet und nie zurückgegeben. Zwei Schwestern fanden Zuflucht im Klosterhaus in Osiek. Darunter auch die Oberin Sr. Sykstyna, die mehrere Jahre vergeblich versuchte, das Kloster zurückzuerlangen.

Während ihrer 69-jährigen Präsenz in Kostomłoty leisteten die Elisabethschwestern intensive soziale und karitative Arbeit. Sie pflegten Kranke, Arme, Alte, unterstützten die Pfarrei, führten Kindergarten, Altenheim, Krankenhaus, Entbindungsstation und halfen im Lazarett. Sie kümmerten sich um Flüchtlinge, Vertriebene und Obdachlose. In der Regel lebten sechs Schwestern im Kloster.

Heute dient das ehemalige Kloster St. Josef weiterhin der örtlichen Bevölkerung – als Gesundheitszentrum, das das Werk der Elisabethschwestern seit über hundert Jahren fortsetzt.

Auf dem Foto: Sr. Kanuta Kruczyńska. Sie arbeitete von 1941 bis zur Auflösung im Jahr 1954 als Krankenschwester in Kostomłoty. Anfang 1957 kam sie kurz nach Osiek, danach nach Legnickie Pole als Oberin. Dort starb sie und wurde beigesetzt.

Quellen:

  1. Geb. 17. Februar 1822, Quelle: Schematismus des Bisthums Breslau und seines Delegatur-Bezirks für das Jahr 1895, Breslau 1885, S. 25
  2. J. Schweter, Geschichte der Kongregation der Grauen Schwestern. Band II, 1937, Breslau, S. 65-66
  3. Staatsarchiv Breslau, Sign. 82/904/0/13/224 (Landratsamt Środa Śląska)
  4. Provinzarchiv der Elisabethschwestern in Breslau
  5. Schlesisches Kirchenblatt, 1873, Vol. 39, Nr. 40. Online verfügbar: https://sbc.org.pl/de/dlibra/publication/589929
  6. https://selzbietanki.com/lorem-ipsum/historia/
  7. https://wnmptuczno.pl/historia-zgromadzenia
  8. Foto von Pfarrer Robert Urban: https://tmzz.pl/Archiwum/2008-04.pdf